100 Jahre Kirmes in Brieselang
Eine Tradition in Brieselang: Vom 1. bis zum 3. September vor 100 Jahren wurde die erste Kirmes in Brieselang gefeiert. Da die Kirmes pandemiebedingt auch in diesem Jahr nicht stattfindet, hat sich die Gemeindeverwaltung entschlossen, die Festschriften zur Brieselanger Kirmes, die von 1924 bis 1939 durch den Festausschuss herausgegeben wurden, zu digitalisieren und auf der Homepage der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Franziska Toth, Archivarin der Gemeinde Brieselang, blickt zurück.
Viele der ersten Brieselanger Siedler stammten aus Süddeutschland und dem Elsass, daher kommt die Idee eine in unseren Breiten eher unbekannte Kirmes statt eines Erntefestes zu feiern. Hauptinitiator der ersten Kirmes war Willy Funke. Die Herausgabe der Festschriften zur alljährlichen Kirmes begann im Jahr 1924 zur 4. Brieselanger Kirmes.
Im Vorwort der ersten Ausgabe schreibt Konrad Fischer dazu: „Unter dem Titel ,Unser Brieselang‘ übergebe ich hiermit den Brieselanger Siedlern und deren zahlreichen Freunden eine Festschrift zur 4. Kirmes. Diese Schrift soll ein Heimatsblatt im wahrsten Sinne des Wortes sein und soll ein Bild abgeben von dem Werden unserer Siedlung. Wenn in späteren Jahren der Gründungszeit dieses Ortes Brieselang gedacht wird, dürfte es von Interesse sein, dieser ersten Festschrift zu begegnen, in der versucht wurde, das Hauptsächlichste aus diesen Brieselanger Kinderjahren wiederzugeben. Der Inhalt ist unpolitisch. Der vielseitig geäußerte Wunsch, die Druckschrift ,Unser Brieselang‘ allmonatlich erscheinen zu lassen, um hierdurch ein fortlaufendes Bild von der Entwicklung Brieselangs zu geben, hängt von der Aufnahme dieses ersten Versuchs ab.“
In den Festschriften ist tatsächlich viel über die Entwicklung des Ortes zu erfahren, in jeder neuen Ausgabe wird auf das vergangene Jahr zurückgeblickt und die wichtigsten Ereignisse genannt. Man kann die Festschriften daher auch als kleine Ortschroniken bezeichnen.Daneben gibt es Werbeanzeigen von Firmen aus Brieselang und der Umgebung, aber auch immer wiederkehrende Rubriken wie „Allerlei Örtliches und Wichtiges“ mit Standesamtsnachrichten, den Namen der Gemeindevertreter und der Viehzählung.
Ab den 1930er Jahren spürt man die deutliche Abwendung vom „Unpolitischen“, so dass auch nationalsozialistisches Gedankengut in den Beiträgen zu finden ist. In den Kriegsjahren wurde ab 1940 keine Kirmes mehr in Brieselang gefeiert. Auch in den Jahren nach dem Krieg fehlten sicherlich die Mittel zur Organisation einer Kirmes. Erst seit 1959 fand wieder alljährlich ein großes Fest statt, nun nicht mehr als Kirmes bezeichnet, sondern als „Heimatfest“. Die „Brieselanger Festtage“ lösten später das Heimatfest ab. Die Feste waren stets gut besucht, auch aus Berlin kam man gern zur Kirmes nach Brieselang. Ein Highlight war der bis dahin vorerst letzte Besuch von „Westberlinern“ im Jahr 1959.
„Die ursprüngliche Kirmes ist seit den 1990er Jahren wieder Tradition in Brieselang und wir hoffen, dass diese im nächsten Jahr wieder groß gefeiert werden kann“, betont Franziska Toth.
Nachfolgend können die historischen Festschriften eingesehen werden:
1. Festschrift 4. Brieselanger Kirmes 1924
2. Festschrift 5. Brieselanger Kirmes 1925
3. Festschrift 6. Brieselanger Kirmes 1926
4. Festschrift 7. Brieselanger Kirmes 1927
5. Festschrift 8. Brieselanger Kirmes 1928
6. Festschrift 9. Brieselanger Kirmes 1929
7. Festschrift 10. Brieselanger Kirmes 1930
8. Festschrift 11. Brieselanger Kirmes 1931
9. Festschrift 12. Brieselanger Kirmes 1932
10. Festschrift 13. Brieselanger Kirmes 1933
11. Festschrift 14. Brieselanger Kirmes 1934
12. Festschrift 15. Brieselanger Kirmes 1935
13. Festschrift 16. Brieselanger Kirmes 1936
14. Festschrift 17. Brieselanger Kirmes 1937